Montag, 28. Februar 2011

„Die großen Erfinder unserer Zeit“ oder „Wie ich lernte das Neue zu lieben“

von Udo Fischer

In einer Zeit, in der neue Filmideen rar gesät sind, die Retrowelle über unsere Köpfe rollt wie ein neu aufgelegter und dennoch irgendwie hässlicher VW Beetle, in denen selbst Grausamkeiten wie Baywatch bald eine Kino-Neuaflage erfahren (dies entspricht leider ernsthaft der Realität, meine Damen und Herren), auf die wir sicherlich alle gewartet haben und in der es bald Neuauflagen von beinahe allen 80er- und 90er- Jahre Streifen geben wird, die wir kennen und lieben (angefangen bei Conan dem Barbaren und Red Sonja bis hin zu Judge Dredd) ist es doch schön, welch erfrischende Ideen aus der B-Film-Ecke unsere Cineastenherzen höher schlagen lassen dürfen.

Ich spreche hier von Ideen nie dagewesener Tragweite, einem Design, welches nicht einmal den Hauch einer Erinnerung an andere Großkunstwerke der Flimmerbildwelt
aufkommen lässt. Stories, die die Gedanken gleich einem Mahlstrom auf Hochtouren und beinahe ob ihrer Banneskraft zum entgleisen bringen.

Einige dieser fantastischen Neugebilde möchte ich Euch hier in aller Kürze vorstellen, dabei beziehe ich mich nicht einmal so sehr auf die eigentlichen Qualitäten der Filme, sondern vor allem auf die Basis, also Grundidee der Storyline und Artwork der DVD-Hüllen, was schon ausreicht, Euer filmwissenschaftliches Hintergrundwissen in den Grundfesten zu erschüttern!

Schnallt Euch an, haltet Euch fest und zieht schonmal die dämlichen 3D- Brillen ab, denn hier kommt die Nummer 1:

"Battle Planet - Kampf um Terra 219"

Wahnsinn! Wo nimmt dieser Regisseur nur seine Ideen her? Die Rückseite der DVD-Hülle liest sich wie die Ergüsse eines modernen Kafkas welcher mit einem gut gelaunten Märchenonkel und einem gewissen Herrn Tolkien einen geistigen Gang Bang veranstaltet hat, also hört hört [räusper]:

Captain Jordan Strider ist ein Special-Forces-Offizier der New World Alliance. Er wird für eine geheime Mission ausgewählt und auf einen verlassenen Planeten geschickt, Terra 219. Dort soll er mögliche Verräter aufspüren und dingfest machen. Mit seiner minimalen Ausrüstung stößt Strider schnell an seine Grenzen und auf immer neue Gefahren. Vor allem aber entdeckt er eine Verschwörung, die sich das Ende der Menschheit zum Ziel gesetzt hat. Schnell lässt er seine eigentliche Mission hinter sich und eilt zur Rettung der Welt.


Wuuuoooaar! Meine Damen und Herren, jetzt brauche ich aber erstmal einen Drink. Unglaublich, oder? Die ganze Tragweite des Ideeninfernos wird einem aber bei der
Sichtung des eigentlichen Covers klar, hier das erfrischend anmutig anmaßende Artwork der wichtigsten Neu-Idee seit dem Dehnungs-"e":



Um wirklich auszuschließen, dass irgendwelche Ähnlichkeiten mit egal welchem Film eines möglicherweise ähnlichen Genres vorliegen könnten, stelle ich einmal ein weiteres aktuelles, vielleicht dem ein oder anderen bekanntes, DVD-Cover eines kleinen unterbezahlten Trashfilmchens gegenüber:



Wie man unschwer erkennen kann, ist der eindeutige Beweis erbracht, dass keinerlei Ähnlichkeiten bestehen, nicht wahr?
Kommen wir also nun zu Nummer 2 der wichtigsten cineastischen Umbrüche der Filmgeschichte [Trommelwirbel]:

„The Terminators“

[Räusper] Nun gut, mag der Titel vielleicht noch dem ein oder anderen Filmbegeisterten wage bekannt vorkommen, wischen Kurzbeschreibung und Artwork sämtliche aufkommenden Zweifel auf einen Schlag weg und verdeutlichen nachdrücklich, dass wir es hier mit einem vollkommen eigenständigen Werk bar jeder Anlehnung zu tun
haben, hört hört:

A small band of resistance fighters battle the cyborgs that have taken control of the planet.


Puh, ich halt's nicht aus, ich musste gerade vor Aufregung meinen Tisch aufessen! Knackig, kurz, prägnant und von einer dermaßenen Tragweite, dass selbst einem ehemaligen Gouverneur des Staates Californien soeben seine Zigarre explodiert ist! Falls aber nun immer noch Zweifler unter Euch sein mögen, das DVD Bild spricht für sich, holt noch mal tief Luft oder besser einen Brandy und hier kommt es schon:



Mein lieber Herr Gesangsverein, ist das gut! Ich lasse dieses Wahnsinnswerk nun einmal ohne Worte stehen und komme ohne große Umschweife zu drei weiteren Ergüssen
kreativer Anomalien, mit denen ich meinen Bericht zur Neuerfindung des Flimmerbildtangos abschließen möchte - Drei Filme, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, und dennoch vermag ich den Hauch eines gleichen Karmas zu spüren, mir einen dramaturgischen roten Faden zurechtzulegen, der die drei visuellen Orgasmen in Einklang zu bringen vermag:

Nummer Eins: „Alien Invasion USA“



Als in der Wüste von Arizona ein extraterrestrisches Objekt niedergeht, schickt die Regierung eine Militäreinheit, um nach dem rechten zu sehen. Von der ist nach einer Begegnung mit fleischfressenden Aliens nur mehr der Offizier Bradley übrig, und der erhält unverhoffte Gesellschaft von ein paar gefährlichen Kriminellen, die soeben mit Hilfe ihrer bewaffneten Bräute einen Gefangenentransport überwältigten. Unter dem Druck der Aliens überwinden Knackis, Uniformträger, Weißkittel und Schlampen ihre Animositäten, doch scheut ihr Feind keine Hinterlist.


Nummer Zwei: „AVH - Alien vs. Hunter“



In einer Hinterwaldgemeinde geht ein Alien samt Alienjäger nieder. Mit beiden ist nicht zu spaßen.


Und Nummer Drei: „Alien vs. Zombies – The Dark Lurking“



Unterirdische-Station Outpost #320. Alle Systeme sind abgebrochen, sämtliche Fluchtwege zerstört und eine extrem gefährliche Horde von Kreaturen flüchtig, nachdem
Wissenschaftlern ein brisantes Experiment misslungen ist. Es gibt 8 Überlebende: 2 Versuchsobjekte, 3 Söldner, 2 Wissenschaftler und ein Mediziner. Sie verbarrikadieren sich in einem abgelegenen Teil der Station, mit wenig Nahrung oder Munition und kaum Hoffnung aufs Überleben. Die einzige Fluchtmöglichkeit zurück an die Erdoberfläche führt durch 13 Stockwerke. In jedem Level lauert das Grauen in Form von Zombies und Aliens. Und einer der Überlebenden ist scheinbar auch nicht ganz menschlich.


BÄÄÄMM!!! Das ist wirklich ein Ding, oder, meine Damen und Herren? Die Designs müssen wahre Meister erkoren haben, erschreckend neue Erfindungen, nahezu ein kreativer Atomschlag unserer Zeit! Warum ist da nur vorher niemand drauf gekommen, fragt man sich und stellt die Genialität unserer Vorväter in berechtigte Zweifel!

Nundenn, meine Damen und Herren, wenn nun wirklich noch eine Person unter Ihnen übrig sein sollte, die noch mehr neue Ideen auf der Leinwand benötigt, die das Rad
wieder und wieder erfunden braucht, der ist abschließend dieses Werk noch wärmsten ans Herz zu legen:

„2010 – Moby Dick“



Zugegeben, vielleicht ist die erwähnte Idee mit dem Baywatch- Remake doch gar nicht so schlecht wie gedacht....

[Nerven Ende]

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen